2G und die bayerischen Hochschulen
Regelstudienzeitverlängerung auf dem Weg – Nachholbedarf bei Praktika und Prüfungen
Seit Beginn des Semesters hat sich die pandemische Lage drastisch verschlechtert. Die Krankenhausampel ist rot, die Kliniken stehen vor dem Kollaps und die Staatsregierung hat den Katastrophenfall ausgerufen. Am 19.11.2021 hat Ministerpräsident Dr. Söder zudem plötzlich die 2G-Regelung an allen bayerischen Hochschulen verkündet und damit ein weiteres Erdbeben in der Hochschullandschaft ausgelöst. Diesen Mittwoch hat sich der Ausschuss für Wissenschaft und Kunst bei Wissenschaftsminister Bernd Sibler über die Folgen der 2G-Regelung an Hochschulen informiert und angekündigt, ein Corona-Eilgesetz für die Hochschulen auf den Weg zu bringen.
Johanna Weidlich, Sprecherin der LAK Bayern, dazu: “Wir haben uns alle sehr auf ein Präsenzsemester gefreut, da in den vergangenen 1,5 Jahren das Studierendenleben fast nur hinter dem Bildschirm stattgefunden hat. Um die Präsenz in diesem Semester zu sichern, haben wir strengere Hygienemaßnahmen als an anderen Arbeitsplätzen eingeführt und wissen aufgrund regelmäßiger Kontrollen und hoher Impfquoten, dass Hochschulen kein Pandemietreiber sind. Bei der aktuellen, Katastrophenlage können wir aber verstehen, dass in allen Gesellschaftsbereichen – und damit auch an Hochschulen – Einschnitte gemacht werden müssen.”
Wissenschaftsminister Bernd Sibler betont: “Wir müssen im Interesse gleicher Studienbedingungen für alle handeln und die Regelungen im Hochschulgesetz zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie fortschreiben. Dafür setze ich mich ein, denn ich bin mir bewusst, dass dieses Semester ein außergewöhnliches ist. Ich bin zuversichtlich, dass der Landtag diesem Vorschlag zustimmen wird.” Er habe gemeinsam mit den Hochschulen im Sommer alles darangesetzt, zum Wintersemester wieder ein Studium vor Ort zu ermöglichen: “Nach drei pandemiebedingt fast ausschließlich digital durchgeführten Semestern konnten wir im Herbst unsere Studierenden wieder auf dem Campus begrüßen. Leider zwingt uns nun die jüngste Entwicklung des Infektionsgeschehens dazu, verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu ergreifen, die auch unsere Hochschulen betreffen. Wir setzen aber alles daran, den Präsenzstudienbetrieb – soweit es sich nicht um eine Hotspot-Region handelt – weiter aufrechtzuerhalten. Dank der sehr hohen Impfquote unter unseren Studierenden, die vorbildlich Verantwortung für sich und die Gesundheit aller übernommen haben, und umfassenden Schutzmaßnahmen ist dies möglich. Die Studierbarkeit wird zudem durch digitale Angebote abgesichert.”
“Die Regelstudienzeitverlängerung erkennt das aktuelle Semester als weiteres Krisensemester an. Durch die zeitige Umsetzung noch vor Weihnachten, kann den Studierenden Planungssicherheit gegeben werden. Das nimmt vielen Studierenden den enormen Druck. Wir freuen uns, dass das Wissenschaftsministerium und die Fraktionen im Bayerischen Landtag in dieser Zeit an die Studierenden denken und das möglich machen.”, so Anna-Maria Trinkgeld, Sprecherin der LAK Bayern.
Paul Thieme, Sprecher der LAK Bayern, merkt an: “Allerdings gibt es auch nach dem aktuellen Stand einige Probleme, die gelöst werden müssen. Dass praktische Lehrveranstaltungen, wie künstlerische und musische Abschnitte sowie Labor- und Freilandpraktika, ebenfalls ohne Ausnahme unter 2G fallen, bewerten wir als sehr kritisch, da sich niemand auf die plötzlich geänderte Lage einstellen konnte. Selbiges gilt für die Bibliotheken, die für einen Teil der Studierenden nun nicht mehr zugänglich sind. Der Zugang zur Literatur ist ein essenzieller Bestandteil des Studiums. Dafür sollte schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden.”
“Hinzukommt noch das Thema der kostenpflichtigen PCR-Tests bei Prüfungen für nichtgeimpfte oder genese Studierende. Auch wenn Prüfungen so sicher wie möglich gestaltet werden sollen, ist die Frage, ob bei ca. 10% nicht-geimpften oder genesenen und damit mehreren tausend Studierenden im Frühjahr die Laborkapazitäten vorhanden sind, um alle Tests rechtzeitig fertigzustellen. Dass Studierende die Tests auch selbst bezahlen müssen, ist mit unserem Ideal der Bildungsgerechtigkeit nur schwer vereinbar. Auch dafür müssen Lösungen gefunden werden.”, fassen die Sprecher*innen der LAK Bayern Weidlich, Trinkgeld und Thieme zusammen.